CO2-Kompensation beim Reisen: Sinnvoll oder moderner Ablasshandel?

Den Begriff der CO2-Kompensation hört man im Zusammenhang mit Reisen immer öfter, denn in Zeiten des Klimawandels wird es immer deutlicher, dass wir alle einen Beitrag leisten müssen, um die Emissionen zu reduzieren und unsere Umwelt zu schützen. Besonders bei Flugreisen und Kreuzfahrten ist die Umweltbelastung enorm hoch, da diese Verkehrsmittel große Mengen an CO2 und anderen Treibhausgasen in die Atmosphäre abgeben. Um diese Belastung zu kompensieren, gibt es die Möglichkeit, CO2-Zertifikate zu kaufen. Doch wie sinnvoll ist das? Kann man den Kauf dieser Zertifikate als modernen Ablasshandel bezeichnen?

CO2-Reduktion / Bildquelle pixabay

Pro CO2-Kompensation durch den Kauf von Zertifikaten

Der Kauf von CO2-Zertifikaten ist eine Möglichkeit, die Umweltbelastung durch Flugreisen zu reduzieren. Indem man einen bestimmten Betrag bezahlt, werden Projekte zur Reduktion von Treibhausgasemissionen finanziert. Diese Projekte können zum Beispiel in erneuerbare Energien oder den Aufbau von umweltfreundlicher Infrastruktur investieren. Durch den Kauf von CO2-Zertifikaten kann man somit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, ohne auf Flugreisen verzichten zu müssen.

Ein weiterer Vorteil des Kaufs von CO2-Zertifikaten ist, dass dies ein Anreiz für Unternehmen sein kann, ihre Emissionen zu reduzieren. Wenn Fluggesellschaften, die ihre Emissionen kompensieren, bessere Geschäfte machen als solche, die dies nicht tun, wird dies ein Anreiz für Unternehmen sein, umweltfreundlicher zu werden.

Contra CO2-Kompensation durch den Kauf von Zertifikaten

Es gibt jedoch auch Kritik am Kauf von CO2-Zertifikaten. Einige argumentieren, dass dies nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist und dass wir uns auf die Reduzierung von Emissionen konzentrieren sollten, anstatt sie nur zu kompensieren. Wenn wir uns nur auf die Kompensation von Emissionen konzentrieren, können wir uns auf lange Sicht nicht vollständig von fossilen Brennstoffen und anderen schädlichen Praktiken lösen.

Ein weiterer Kritikpunkt am Kauf von CO2-Zertifikaten ist, dass es schwierig ist, die tatsächliche Wirkung dieser Projekte zu messen. Es gibt keine Garantie, dass das Geld, das man für CO2-Zertifikate ausgibt, tatsächlich dazu beiträgt, die Emissionen zu reduzieren. Es besteht auch die Gefahr, dass Projekte, die nur als Mittel zur CO2-Kompensation dienen, ihre Umweltauswirkungen überschätzen oder sogar grünes Waschen betreiben.

Ist der Kauf von CO2-Zertifikaten moderner Ablasshandel?

Die Aussage, dass der Kauf von CO2-Zertifikaten als moderner Ablasshandel bezeichnet werden kann, wird häufig getätigt. Die Idee des Ablasshandels stammt aus dem Mittelalter und bezieht sich auf den Verkauf von Ablassbriefen, um Sünden zu vergeben. Die Gedanke dahinter war, dass der Kauf von Ablassbriefen dazu beitragen würde, dass man schneller in den Himmel käme. Ähnlich wie beim Ablasshandel geht es beim Kauf von CO2-Zertifikaten darum, durch das Bezahlen von Geld Umweltsünden abzukaufen.

Allerdings gibt es auch Unterschiede zum Ablasshandel. Der Kauf von CO2-Zertifikaten ist keine Möglichkeit, um Umweltsünden zu vergeben. Tatsächlich soll die erzeugte Umweltbelastung dadurch gemindert werden, indem an anderer Stelle Projekte zur Emissionsreduzierung finanziert werden. Es geht darum, eine positive Veränderung zu bewirken, anstatt sich von Schuldgefühlen freizukaufen.

Vergleich des CO2-Ausstoßes beim Fliegen, Autofahren und auf einer Kreuzfahrt

Fliegen ist aufgrund der hohen Geschwindigkeit und der Entfernungen, die zurückgelegt werden, besonders klimaschädlich. Aber es gibt es auch andere Arten des Reisens, die zu hohen CO2-Emissionen führen. Hier sind einige Vergleiche:

Fliegen: Der durchschnittliche CO2-Ausstoß pro Passagier und Kilometer bei Flügen beträgt etwa 200-300 Gramm. Dies ist aufgrund der großen Entfernungen, die zurückgelegt werden, und der hohen Geschwindigkeit, mit der dies geschieht, sehr hoch.

Autofahren: Der durchschnittliche CO2-Ausstoß pro Person und Kilometer beträgt etwa 140 Gramm. Dies hängt jedoch stark vom Fahrzeug ab, ob es sich um ein Elektro- oder ein Verbrennerfahrzeug handelt.

Kreuzfahrten: Kreuzfahrtschiffe sind besonders klimaschädlich, da sie große Mengen an Treibstoff verbrennen, um große Entfernungen zurückzulegen. Der durchschnittliche CO2-Ausstoß pro Person und Kilometer auf Kreuzfahrtschiffen beträgt etwa 200-400 Gramm. Hinzu kommt, dass diese Schiffe oft auch andere Umweltprobleme verursachen, wie zum Beispiel Luftverschmutzung und Meeresverschmutzung.

Beispiele CO2-Ausstoß verschiedener Verkehrsmittel

Wenn wir das an Beispielen festmachen, sieht es so aus:

Eine Flugreise von Deutschland nach Spanien (Hin und Zurück) erzeugt einen CO2-Ausstoß von durchschnittlich 520 kg pro Person. Eine siebentägige Kreuzfahrt verursacht einen CO2-Ausstoß von durchschnittlich 2000 kg pro Person. Wer mit dem Auto von Deutschland nach Spanien und zurück fährt stößt ca 700 kg CO2 aus. Abhängig von der Art des Fahrzeugs und der gefahrenen Strecke.

Zum Vergleich: Das klimaverträgliche Jahresbudget eines einzelnen Menschen liegt bei etwa 2,5 Tonnen CO2 pro Jahr.

Das bedeutet, dass eine Flugreise von Deutschland nach Spanien (und zurück) etwa 20% des klimaverträglichen Jahresbudgets eines einzelnen Menschen ausmacht. Eine siebentägige Kreuzfahrt verbraucht etwa 80% des klimaverträglichen Jahresbudgets und eine Autofahrt von Deutschland nach Spanien etwa 28%.

Wichtig: die oben genannten Zahlen stellen nur Schätzungen dar und können je nach Flugzeugtyp, Kreuzfahrtschiff oder Auto variieren.

In jedem Fall sollten wir uns bewusst machen, dass unsere Reiseentscheidungen unseren CO2-Fußabdruck beeinflussen und daher versuchen, umweltfreundlichere Optionen zu wählen, wo immer dies möglich ist.

Fazit

Insgesamt ist der Kauf von CO2-Zertifikaten eine Möglichkeit, um die Umweltbelastung durch Reisen zu reduzieren und Projekte zur Emissionsreduzierung zu finanzieren. Die Kompensation ist aber nur ein Teil der Lösung. Besser wäre es Emissionen konzentrieren von vornerein zu vermeiden, anstatt sie nur zu kompensieren. Also, wann immer möglich, umweltfreundlichere Optionen nutzen.

Wie funktioniert die CO2-Kompensation und welche Anbieter gibt es?

Es gibt mehrere Anbieter von CO2-Kompensationen in Deutschland, die es Flugreisenden ermöglichen, ihren CO2-Fußabdruck zu kompensieren. Einige der bekanntesten Anbieter sind Atmosfair, myclimate und ClimatePartner. Diese Unternehmen bieten verschiedene Kompensationsmöglichkeiten an, von der Unterstützung von Klimaschutzprojekten bis hin zur Investition in erneuerbare Energien oder der Aufforstung von Wäldern. Sie haben unterschiedliche Berechnungsmethoden, um den CO2-Fußabdruck von Flugreisen zu ermitteln, und bieten verschiedene Zertifikate oder Urkunden als Nachweis für die Kompensation an. Die Preise für die Kompensation variieren je nach Anbieter und der Höhe der zu kompensierenden CO2-Emissionen. Wer eine CO2-Kompensation in Anspruch nehmen möchte, kann sich über die verschiedenen Anbieter informieren und den für sich passenden auswählen.